BERICHT EXPERTENTELEFON „Burn-out“ am 26.01.2012

Gefahr erkannt – Gefahr gebannt?

Burn-out ist kein Schicksal: Experten geben Tipps zur Vermeidung und Therapie der neuen Volkskrankheit

Vom „Spiegel“ über den „Focus“ bis hin zum „Stern“: Das Thema Burn-out war wie kaum ein anderes in den deutschen Medien zuletzt präsent. Der Grund: Immer mehr Bundesbürger fühlen sich erschöpft und ausgebrannt, sie halten den Dauerdruck am Arbeitsplatz nicht mehr aus, melden sich ab in den Krankenstand oder reichen die innerliche Kündigung ein. Viele Symptome eines Burn-outs ähneln denen einer Depression: Lustlosigkeit, Traurigkeit, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen und somatische Beschwerden wie Kopf-, Rücken- und Gelenkschmerzen. Die Menschen kommen morgens kaum aus dem Bett, beim Gedanken an den Gang zur Arbeit möchten sie den Tag am liebsten verschlafen. Für viele ist es schwer, alleine aus diesem Tief wieder herauszukommen. Oftmals ist professionelle Hilfe durch einen Psychotherapeuten oder in einer Spezialklinik nötig. Unsere Experten mussten deshalb zahllose Fragen von Menschen beantworten, die entweder selbst Angst vor einem Burn-out hatten oder sich Sorgen um ihre Partner oder Kinder machten.

Zuerst zum Hausarzt

Dr. Morad Ghaemi wies darauf hin, dass Gefühle von Überlastung und gelegentliche Schlafprobleme grundsätzlich noch kein Grund zur Besorgnis seien, solange diese zeitlich limitiert bestünden: „Problematisch wird es, wenn eine solche Phase länger als ein paar Wochen andauert und man den Eindruck bekommt, dass man gar nicht mehr abschalten kann und auch in der Freizeit nicht mehr zur Ruhe kommt und an nichts mehr Freude hat.“ Dann, so Dr. Ghaemi, sollte man Hilfe suchen. Der erste Ansprechpartner sei der Hausarzt, er kenne in der Regel das soziale, familiäre und berufliche Umfeld des Betroffenen und werde ihn unter Umständen an einen Psychiater oder Psychotherapeuten überweisen. Wer wegen eines Burn-outs krankgeschrieben ist, sollte nach Ansicht von Carmen Jux unbedingt auch den Betriebsarzt aufsuchen. Dieser könne Maßnahmen im Betrieb organisieren und Tipps geben, die eine Wiedereingliederung des Betroffenen positiv beeinflussen könnten. Einige Anrufer machten sich große Sorgen um ihre Kinder. PD Dr. med. Christine Rummel-Kluge bestätigte, dass auch Jugendliche bereits unter einem Burn-out leiden könnten und dass man entsprechende Symptome sehr ernst nehmen müsse.

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Mobbing als häufige Ursache für einen Burn-out

Eine der häufigsten Ursachen für ein Burn-out-Syndrom ist ein über einen längeren Zeitraum erlebtes Mobbing. Detlef Staadt erläutert: „Im Gegensatz zu ‚normalen‘ Konflikten geschehen beim Mobbing Kränkungen des Gegenübers nicht nur zufällig und unbeabsichtigt, sondern werden eventuell sogar zielgerichtet und vorsätzlich herbeigeführt, zumindest aber billigend in Kauf genommen.“ Eine neue Form von Schikane ist das Cyber-Mobbing, vor allem Jugendliche sind davon betroffen. Detlef Staadt warnt deshalb, dass jeder, der im Internet Informationen von sich preisgebe, sich unter Umständen auch für Cyber-Mobbing angreifbar mache.

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Für den Fall der Fälle privat vorsorgen

Schlimmstenfalls haben psychische Erkrankungen wie beispielsweise ein Burn-out zur Folge, dass Arbeitnehmer ihren Beruf nicht mehr ausüben können. Christoph Andersch von den Ergo Direkt Versicherungen weist darauf hin, dass es in diesem Fall vom Staat nur eine minimale Unterstützung gibt, die sich oft auf Hartz IV-Niveau bewegt und somit nur eine Grundversorgung darstellt. Andersch empfiehlt deshalb, sich frühzeitig privat mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung für den Fall der Fälle zu schützen. Denn gerade in jungen Jahren sei die gesundheitliche Situation noch gut und damit problemlos versicherbar. Die Höhe der Berufsunfähigkeitsrente sollte etwa 70 bis 80 Prozent des letzten Nettoeinkommens betragen. Die meisten Freiberufler und Selbstständigen haben dagegen überhaupt keinen gesetzlichen Anspruch im Falle einer Berufs- und Erwerbsunfähigkeit. Auch für sie, so Christoph Andersch, sei eine private Absicherung oft von existenzieller Bedeutung.


INFOKASTEN

Weitere Informationsquellen für Interessierte:

  • www.bzga.de (Homepage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung; nach der Eingabe des Suchbegriffs „Burn-out“ gibt es viele nützliche Tipps und Hinweise).
  • www.bundesverband-burnout.org (Homepage des Deutschen Bundesverbandsfür Burnout-Prophylaxe und Prävention e. V., München).
  • www.ergodirekt.de (Homepage des Direktversicherers Ergo Direkt Versicherungen. Zur Produktpalette des Anbieters aus Fürth zählt auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung.)
  • www.saferinternet.de, www.jugendschutz.net, www.klicksafe.de: (Seiten mit Tipps und Hinweisen zur Sicherheit im Internet und Vermeidung von Cyber-Mobbing).

Am Telefon saßen für Sie:

Detlef Staadt, Diplom-Psychologe und Psychologischer Psychotherapeut, tätig in eigener Praxis mit Kassenzulassung in Offenburg. Dozent und Supervisor in der Psychotherapeuten-Ausbildung Würzburg, Psychodiabetologe am Klinikum Offenburg.

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Dr. Morad Ghaemi, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie in einer Gemeinschaftspraxis in Bergheim bei Köln. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen u. a. in der Behandlung von Depressionen.

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Christoph Andersch, Experte für Berufsunfähigkeitsversicherungen bei den Ergo Direkt Versicherungen, Fürth.

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PD Dr. med. Christine Rummel-Kluge, Geschäftsführerin der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, Leipzig, und Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie.

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Carmen Jux, Betriebsärztin bei der DKV Deutsche Krankenversicherung AG, Köln.

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Quelle: deutsche journalisten dienste (djd),